Was kann sich der unbedarfte Durchschnittsbürger unter einem Fahrgastsystem vorstellen? Wer nicht unmittelbar damit zu tun hat, kommt schnell in Erklärungsnot. Dabei werden diese Fahrgastsysteme täglich millionenfach genutzt. Kein Anbieter öffentlicher Verkehrsmittel ob für Straßenbahnen, U-Bahnen, Buslinien oder Nah- und Fernverkehrsstrecken kommt ohne diese komplexe Technik aus. Und hier kommt die Firma INIT aus Karlsruhe ins Spiel. Als Komplettanbieter entwickelt, produziert, installiert und wartet die Firma INIT integrierte Hardware- und Software-Lösungen für alle zentralen Aufgaben der Verkehrsunternehmen. Jeder nutzt diese Infrastruktur-Technologie, doch keiner weiß so recht, was hinter dieser Datenautobahn mit ihren Hardwarekomponenten steckt, die dafür sorgt, dass Bahntickets reibungslos gebucht werden können und Züge pünktlich abfahren und sicher ankommen. Das und noch mehr durfte die Besuchergruppe der Liberalen Senioren bei ihrer Exkursion zu der Firma INIT aus erster Hand erfahren.
Innerhalb von 40 Jahren hat sich INIT (innovation in traffic) vom Universitäts-Spin-off in Karlsruhe zum Weltmarktführer für Telematik-Lösungen im öffentlichen Nahverkehr entwickelt. INIT beschäftigt inzwischen rund 1100 Mitarbeiter weltweit, ist börsennotiert, machte im letzten Jahr ca. 200 Mio € Umsatz und wächst weiter. Der Erfolg des Unternehmens basiert auf dem Anspruch, der innovativste, verlässlichste und nachhaltigste Anbieter der Branche zu sein. Die Wurzeln von INIT sind in Karlsruhe. Das Unternehmen ist jedoch weltweit tätig und hat mehr als 30 Niederlassungen und Büros rund um den Globus. Dies und die Tatsache, dass mit dem KVV, dem Karlsruher Verkehrsverbund, 1992 die erste Zweisystem-Stadtbahnlinie in Betrieb ging, nahm der Regionalbeauftragt der LSI für Mittelbaden Harry Gärtner zum Anlass, vor Ort die aktuellen Entwicklungen und Ideen der INIT aus erster Hand zu erfragen.
Gemeinsam mit den Bundesvorstandskollegen Dr. Wolfgang Allehoff und Karl-Heinz Weinert sowie den lokalen liberalen Vertretern Thomas Hock (FDP-Fraktionsvorsitzender im Karlsruher Gemeinderat), Michael Obert (ehem. Baubürgermeister der Stadt Karlsruhe) und weiteren LSI-Mitgliedern und Interessierten wurden Fragen und Hintergründe ausgiebig diskutiert.
Guido Eiwen (Project-Director), Georg-Maximilian Michalsky (Key Account Manager) und Ulrich Erhart (Productmanager Ticketing) der INIT standen dazu Rede und Antwort.
Weltweit setzen rund 1.100 Verkehrsunternehmen Leitsysteme von INIT ein. Schwerpunkt dabei sind Fahrgastzählsysteme (ca. 300) und Ticketingsysteme (ca. 140). Die Systeme und die Hardware werden selbst in Karlsruhe bis zur Serienreife entwickelt und u.a. mit einer Partnerfertigung in den USA ausgeführt. Die Wartung der Systeme führt die INIT selbst durch. Die Marktabdeckung der INIT beträgt: 37% in Nordamerika, 29% in Deutschland, 21% in Europa und 13% sonstige. Da die Karte der Aktivitäten in Südamerika, Afrika und Osteuropa weiße Flecken auswies, kam die Frage auf, warum das so sei. Die Antwort war so vielsagend wie beeindruckend: INIT verzichtet auf Geschäfte in Ländern mit fraglichen Menschenrechtskonzepten und wo Auftragserteilungen nur über Schmiergeldzahlungen zu erreichen sind.
Der Blick hinter die Kulissen eines mittelständischen Unternehmens wie INIT machte deutlich, welche Innovationskraft und Leidenschaft in diesem Unternehmen steckt. INIT bekennt sich zum Standort Karlsruhe und möchte sich den engen Kontakt zur Uni Karlsruhe (KIT) bewahren. Das Personal Recruiting wird jedoch immer schwieriger, da INIT hinsichtlich der Gehälter nur schwer mit anderen lokalen Größen, wie SAP und Siemens konkurrieren kann. Dies liegt auch daran, dass in Deutschland die Pro-Kopf-Ausgaben für den ÖPNV teilweise nur halb so hoch sind als in anderen Ballungszentren auf der Welt.
In den meisten weltweiten Verkehrsverbünden koordiniert ein Dachverband die verschiedenen Verkehrsträger (Firmen) und so hat die INIT dort nur jeweils einen Vertragspartner am Tisch. In Deutschland muss die INIT nicht nur mit Verkehrsverbünden, sondern auch mit jedem einzelnen Verkehrsträger separate Verträge abschließen. Das ist mit einem enorm hohen Aufwand verbunden. Daher ging auch ein Apell an die regionalen Politiker, sich in den Aufsichtsräten dafür einzusetzen, hier möglichst Reibungsverluste zu vermeiden.
Zum Abschluss konnten die Teilnehmer noch auf der Dachterrasse einen herrlichen Blick über Karlsruhe genießen. Dort wies INIT auch darauf hin, dass sie viele lokale Kultur- und Sportereignisse in Karlsruhe als Sponsor unterstützen, wie z.B. das Leichtathletik-Indoor-Meeting.
Besuchsbericht der LSI beim Vorstand der Firma INIT: Harry Gärtner