Statement des Bundesverbands der Liberalen Senioren zur Absicht der Post kleinere Filialen durch Automaten zu ersetzen
Die Deutsche Post befindet sich im Umbau. Filialen werden geschlossen oder in
Partnerbetriebe verlagert, Automaten und Packstationen übernehmen Aufgaben, die früher
von Mitarbeitern erledigt wurden. Für das Unternehmen ist das ein Schritt in Richtung Effizienz
und moderner Dienstleistung. Doch für eine wachsende Zahl von Menschen bedeutet dieser
Wandel: Überforderung und den Verlust eines zugänglichen und verlässlichen Anlaufpunkts.
Seit Anfang 2025 können Automaten offiziell als Filialen der Deutschen Post anerkannt werden.
Bis Ende September wurden bereits 72 solcher Automaten-Filialen genehmigt und 553 weitere
Anträge sind in Prüfung. Würden diese umgesetzt, könnte etwa eine von zwanzig Poststellen
künftig nur noch aus einem Automaten bestehen. Diese Zahlen zeigen: Der Strukturwandel bei
der Post ist im vollen Gange und verändert bereits den Alltag vieler Bürger.
Barrierefreiheit der Postautomaten nach wie vor große Herausforderung
Die Probleme beginnen dort, wo Automaten an die Stelle persönlicher Beratung treten. Viele
dieser Geräte sind weder barrierefrei noch intuitiv bedienbar. Rollstuhlfahrer erreichen
Bedienelemente oft nicht, Menschen mit Sehschwäche scheitern an kleinen oder
kontrastarmen Displays. Auch Bürgerinnen und Bürger ohne digitale Erfahrung stehen
regelmäßig vor Herausforderungen. „Für viele Menschen in Deutschland reicht die digitale
Kompetenz nicht aus, um selbstständig mit Automaten zurechtzukommen“, erklärt Elmar
Conrads-Hassel, Bundesvorsitzender der Liberalen Senioren. Das betrifft Paketabgaben ebenso
wie den Kauf von Briefmarken oder die Nutzung spezieller Dienstleistungen.
Personell besetzte Filialen sind wichtige Anlaufstellen für Inklusion und soziale Teilhabe
Neben der technischen Ebene gibt es eine soziale: Persönlich besetzte Filialen bieten
Orientierung, Unterstützung und ein Mindestmaß an Kontakt. „Gerade für ältere Menschen ist
der Gang zur Post Teil eines stabilen Alltags und ein fester Bestandteil sozialer Begegnungen.
Wenn dieser Ort entfällt, entsteht ein weiteres Stück Isolation im ohnehin fragmentierten
öffentlichen Raum“, beschreibt es Dr. Wolfgang Allehoff, Vorsitzender der Liberalen Senioren
Baden-Württemberg.
Rechtlich bewegt sich die Post im Rahmen der Vorgaben.
Laut Post-Universaldienstverordnung (PUDLV) muss in jeder Gemeinde mit mehr als 2.000 Einwohnern mindestens eine Einrichtung vorhanden sein, in der grundlegende Postdienstleistungen wie die Abgabe von Briefen und Paketen sowie der Kauf von Briefmarken möglich sind. Diese Einrichtung muss jedoch nicht zwingend personell besetzt sein. Dadurch können Automaten die Vorgabe erfüllen – auch wenn
sie für viele faktisch keine vollwertige Alternative darstellen.
Der Kern des Problems liegt deshalb weniger im Prinzip der Digitalisierung als in der Frage der
Zugänglichkeit. „Technik kann entlasten, beschleunigen und ergänzen. Aber sie ersetzt nicht
automatisch die Funktion eines Ansprechpartners vor Ort. Für Millionen Bürgerinnen und
Bürger – ältere, eingeschränkte oder unsichere Nutzer – bleibt der persönliche Kontakt
weiterhin ein zentraler Bestandteil der Grundversorgung. Gerade dieser Aspekt sollte stärker
in die Entscheidungen über den zukünftigen Ausbau des Netzes einfließen“, so Conrads-Hassel.
Allehoff ergänzt: „Nur wenn digitale Angebote barrierefrei gestaltet sind und persönliche
Anlaufstellen nicht vollständig verschwinden, kann die Modernisierung der Post als Fortschritt
gelten. Für viele Menschen ist der Ansprechpartner am Schalter unersetzlich.
Forderungen der Liberalen Senioren
Die Liberalen Senioren fordern, dass der Umbau des Postnetzes an klare soziale und
barrierefreie Standards gebunden wird. Digitale Angebote sollen ausgebaut werden, aber nicht
auf Kosten persönlicher Anlaufstellen, die für viele Bürger weiterhin unverzichtbar sind.
Konkret bedeutet das:
1. Mindestens eine personell besetzte Poststelle pro Gemeinde – unabhängig davon, ob
die gesetzlichen Mindestvorgaben bereits durch Automaten erfüllt wären.
2. Barrierefreie Gestaltung aller digitalen Angebote, von der Höhe der Bedienelemente bis
zur Lesbarkeit der Anzeigen.
3. Ein verbindliches Konzept für digitale Unterstützung, damit Menschen mit geringer
Technikkompetenz nicht ausgeschlossen werden.
4. Regelmäßige Evaluation, ob die bestehenden Angebote von älteren und
eingeschränkten Nutzern tatsächlich genutzt werden können.
Text: Fabienne Rzitki
Fotos: Wolfgang Baumbast